Die dreiste Manipulation hinter dem Unwort "Neiddebatte"

Der Pöbel ist also nicht nur arm, sondern auch moralisch verkommen und gelb vor Neid.  Das ist der Mechanismus hinter dem Schlagwort „Neiddebatte“.

Und welches Wortpaar passt besser zum Weihnachtsfest als dieses? Wer auf Ungerechtigkeiten bei der Vermögensverteilung hinweist, dem wird gern der Vorwurf gemacht, neidisch zu sein. Eine Debatte über eine Vermögenssteuer wird dann „Neiddebatte“ genannt.
Neid – so lehrt uns das Wörterbuch - ist der „intensive negative Gefühlszustand von Menschen, wenn sie den Besitz, Erfolg, den körperlichen Vorzug oder das Glück“ bei anderen sehen, jedoch selbst nicht haben und es deshalb anderen missgönnen. (1) „Neid“ (Latein: invidia) zählt zu den ganz schlimmen Sünden, den Todsünden. Neid macht also richtig mieses Karma. „Neid“ will sich niemand nachsagen lassen.

Und darum ist diese Todsünde auch ein absolutes Totschlagargument, mit dem es immer wieder gelingt, Gerechtigkeitsdebatten abzuschneiden oder ganz zu verhindern.

Dabei geht es bei einer Gerechtigkeitsdebatte gar nicht um ‚Neid‘, sondern um ‚Gerechtigkeit‘. Es geht auch nicht darum, dass alle „gleich viel“ haben, sondern es geht um Würde. Zur Probe empfiehlt sich die Beantwortung solcher Fragen:

Ist es überhaupt möglich den Milliardär:innen in Deutschland einige Hundertmillionen zu missgönnen?

Kann man neidisch auf den König sein?

Erhält jeder Mensch, was ihm oder ihr zusteht?

Die Antwort bleibt immer die Gleiche: NEIN!

Bei einer Gerechtigkeitsdebatte geht es um eine gerechtere Verteilung von Vermögen und Gehältern.

Warum werden einige unverhältnismäßig hoch bezahlt, während andere wichtige Menschen wie Krankenpflegepersonal und Kindergärtner:innen an der Einkommensuntergrenze kratzen?

Warum werden Kapitalgewinne weniger besteuert als echte Arbeit?

Warum besitzen wenige Leute 25 oder 1000 Häuser und viele andere nicht ein einziges?

Wer bei solchen Fragen von einer „Neiddebatte“ spricht, ist ein dreister Manipulator. Dennoch lernen wir etwas Wichtiges von dem Unwort „Neiddebatte“. Es ist viel einfacher Debatten mit einem negativen Aufhänger zu starten und zu gewinnen. Darum heißt es ab jetzt auch nicht mehr „Diskussion um soziale Gerechtigkeit“ und „faire Verteilung“, sondern schlicht „Gier-Debatte“.

1: https://de.wiktionary.org/wiki/Neid
2: https://www.faz.net/…/neid-debatte-die-doppelmoral-gegenueb…


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Der Pöbel ist also nicht nur arm, sondern auch moralisch verkommen und gelb vor Neid. 🥴 Das ist der Mechanismus hinter...

Gepostet von Wortgucker am Mittwoch, 23. Dezember 2020